Geschichte

Früher Metallguss
Die ältesten erhaltenen gegossenen Gegenstände überhaupt, Waffen und Kultgegenstände aus Kupfer, stammen aus Vorderasien und Indien. Sie werden auf die Zeit um 3.000 v.Chr. datiert. Möglich ist, dass die Technik, Metalle in Formen zu gießen, von Vorderasien ausging: Es gibt aber auch Annahmen, dass diese Kunst unabhängig voneinander auch in Indien und in China entstand.

Die Schmelzöfen der frühen Metallzeit lassen sich teilweise von keramischen Brennöfen ableiten. Die Modell- und Formenherstellung wurde von Anfang an gut beherrscht. Verlorene Formen aus Lehm und Ton, Modelle aus Wachs sowie Einzelfertigungen und Dauerformen aus Stein und Metall für die Serienherstellung von Gussstücken waren bekannt. Das Herstellen von Hohlräumen durch Kerne wird schon durch älteste Gussstücke belegt.

Metallguss im Mittelalter und bis zur Industrialisierung
Nach den großen Leistungen der Antike auf dem Gebiet des Metallgusses hat es im abendländischen Mittelalter lange gedauert, bis der frühe Stand wieder erreicht war. Während jedoch zusammenfassende Überlieferungen zur Gießtechnik aus der antiken Zeit kaum vorliegen, beschäftigen sich schon um 1.140 der deutsche Mönch Theophilus und nach 1.500 die Feuerwerksbücher – hier sei besonders die Schrift des Italieners Biringuccio genannt – recht ausführlich mit dem Formen und Gießen. Lehm, Gips und Wachs waren die wichtigsten Arbeitsstoffe. Tiegel- und später Flammöfen standen zum Schmelzen von Kupfer-, Zinn- und Bleilegierungen zur Verfügung. Für Kleinteile wird das Gießen in Formsand gebräuchlich; Dauerformen haben für den Massenguss aus Blei- und Zinnwerkstoffen große Bedeutung. Zunächst steht das Gießen von Glocken und anderem kirchlichen Gerät im Vordergrund; an der Wende zur Neuzeit erreicht der Bildguss die künstlerische Qualität des antiken Erzgusses.

Früher Eisenguss in China
Die Chinesen beherrschten das Schmelzen von Eisen seit 500 v.Chr., also fast 2.000 Jahre früher als die Europäer. Neue Ausgrabungen haben gezeigt, dass nach dem Aufkommen des Eisengusses eine Massenerzeugung von gegossenen Werkzeugen und Ackergeräten gelang.

Europäischer Eisenguss vor der Industrialisierung
2.000 Jahre später als in China setzte 1.400  in Europa das Gießen von Eisen ein. Um 1.400 sind Geschützrohre und Kugeln die ersten Zeugnisse für Eisenguss in Europa. Die Formtechnik für Rohre entspricht ganz der schon im Mittelalter für Bronzeguss hoch entwickelten Lehmformerei mit Schablonen. Für Kugeln als Serienteile kamen nach dem anfänglichen Formen in Lehm bald aber auch Dauerformen (Kokillen) aus Eisenguss auf. In der Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden dann Friedenswaren, z.B. in Form von Wasserleitungsrohren und Glocken aus Gusseisen. Die erste Periode einer künstlerischen Gestaltung von Eisenguss setzt ab 1.500 mit der Fertigung von im Herdguss hergestellten Platten für Karmine, Öfen, Grabmäler und Brunnen ein.

Eisenguss in der Industrialisierung
Die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts beginnende Industrialisierung gab dem Gießereiwesen sowohl durch technische Neuerungen als auch durch den erhöhten Gussbedarf ungeheure Impulse.

Die künstlerische Gestaltung von Eisenguss beschränkt sich nicht nur auf die Herstellung von Ziergegenständen, sondern auch auf Maschinenteile und Gebrauchsgegenstände. Seit etwa 1.900 ist der Fahrzeugbau ein wesentlicher und wachsender Markt für gegossene Eisenwerkstoffe. Auch gelang es, Temperguss als wärmebehandeltes Gusseisen fabrikmäßig herzustellen und Stahl in Formen zu gießen.

Gießen und Kunst
Von den frühen Anfängen bis in die Gegenwart blieb die Formgebung durch Gießen Ausdruckmittel künstlerischer Gestaltung. Das gilt unvermindert auch in der modernen Kunst.

Verwendung der Bilder erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Gießerei-Verlag GmbH, Düsseldorf.