Die erste Vakuumpumpe, Baujahr 1656, war eine umgebaute Feuerspritze.
„Ich trage keine Bedenken, freimütig einzugestehen und mutig zu behaupten, nie zuvor auf diesem Gebiet etwas Wundervolleres gesehen, gehört, gelesen oder mit dem Verstand erfasst zu haben.“
Dieser Satz stammt leider nicht von einem unserer Kunden, schon gar nicht vom Kunden eines Mitbewerbers, sondern vom Würzburger Mathematikprofessor Kaspar Schott aus dem Jahr 1654. Er ließ sich zu dieser Aussage hinreißen anlässlich der Vorstellung der allerersten Vakuummaschine, die je gebaut wurde und die ihre Auswirkung auf so viele Bereiche und bis in den heutigen Tag hinein hat.
Wir möchten deshalb an dieser Stelle kurz von dem Mann berichten, der diese Maschine baute und damit den Anstoß für so viele weitere technische Entwicklungen gab: Otto von Guericke aus Magdeburg (1602 - 1686).
Er war kein Erfinder oder Tüftler im herkömmlichen Sinne, sondern hatte direkt mehrere Berufe. Er war Bürgermeister, Kämmerer und Abgesandter, Ingenieur, Baumeister und Naturphilosoph.
Speziell in seiner letzten Funktion interessierte er sich für alle naturwissenschaftlichen Zusammenhänge und ganz besonders für die Frage des luftleeren Raums. Seit der Antike wurde nämlich bestritten, dass es so etwas überhaupt gibt. Besonders die mittelalterlichen Theologen hielten die Behauptung, dass es eine Leere oder das Nichts geben könne, für eine indirekte Gotteslästerung.
Guericke war sich der Brisanz seiner Versuche bewusst und vermied deshalb durch einen sprachlichen Trick geschickt jede theologische Diskussion. Indem er zwischen Leere und leerem Raum unterschied, ersetzte er den theologisch vorbelasteten Begriff durch einen rein physikalischen. Sein leerer Raum war ja nicht "Nichts", sondern ein lediglich von Luft geleerter Raum. So konnte Otto von Guericke 1672 weitgehend unbehelligt seinen spektakulären und inzwischen weltberühmten Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln durchführen.
Pferde waren bei diesem Experiment nicht in der Lage zwei luftleer gepumpte Halbkugeln aus schwerem Messing auseinanderzureißen. Er bewies damit seine Behauptung, dass lediglich das Gewicht der Luft eine solche Kraft auf die evakuierte Kugel ausüben kann, dass selbst eine ganze Schar Pferde sie nicht zu trennen vermag.
Neben diesem weltberühmt gewordenen Versuch setzte Otto von Guericke das Vakuum auch für zahlreiche andere – für die damalige Zeit verblüffende – Demonstrationen ein. So zeigte er auf dem Regensburger Reichstag, dass Wasser entgegen seiner natürlichen Richtung von unten nach oben in ein luftleer gepumptes Glasgefäß sprudelt, dass eine Kerze im Vakuum nicht lange brennt oder dass eine Uhr dort trotz des sichtbaren Hammerschlages an das Glöckchen keinen hörbaren Ton abgibt. Auch konnte er von einem kuriosen Langzeitexperiment berichten: Weintrauben lassen sich im Vakuum ein halbes Jahr lang konservieren.
Auf dem Regensburger Reichstag erfuhr Guericke, dass er nicht der Erste war, dem der Nachweis des Vakuums gelungen ist. Dies hatte bereits der Galilei-Schüler Evangelista Torricelli 1644 geschafft. Trotzdem ist es Guerickes großer Verdienst, ein technisches Instrument entwickelt zu haben, mit dem man luftgefüllte Gefäße luftleer pumpen, also evakuieren kann. Seine Luft- oder Vakuumpumpe baute Guericke nach dem Prinzip der Feuerspritze, er änderte lediglich die Pump- oder vielmehr Saugrichtung.
Guericke selbst war an der technischen Umsetzung dieser Entdeckung zwar wenig interessiert, doch griffen diese Idee schon bald andere Wissenschaftler auf. Von Guerickes Vakuumpumpe führt so ein direkter Weg zur Wattschen Dampfmaschine.
Dass dem Vakuum in der modernen Wissenschaft und Technik einmal eine derartige Bedeutung zukommen würde, konnte auch von Guericke nicht voraussehen. Ohne großtechnischen Einsatz der Vakuumtechnik in der Industrie gäbe es heute weder Glühbirnen oder Computerchips, keine Grundlagenforschung am Teilchenbeschleuniger und schon gar keine Vakuumgießanlagen für Rapid Tooling. Ohne das Vakuum wäre die moderne Welt um einiges leerer.
Zum Schluss dieses Kapitels möchten wir Otto von Guericke, der übrigens auch als Entdecker der Elektrostatik gilt, kurz selbst zu Wort kommen lassen. Auch diese Erkenntnis des Praktikers von Guericke hat bis heute nicht an Gültigkeit verloren.
„Was durch Erfahrung oder sinnliche Wahrnehmung bewiesen wird, muss jedem noch so wahrscheinlichen und blendenden Vernunftschluss vorgezogen werden; denn vieles scheint beim Ergrübeln oder Erörtern wahr, was doch an der Wirklichkeit erprobt, nichts ausrichtet.“